Taliban fallen Biometrie-Geräte und Datenbanken in die Hände
Das amerikanische US-Magazin „The Intercept“ berichtet auf Basis ungenannter Quellen darüber, dass US-Equipment für die biometrische Personenidentifizierung in die Verfügungsgewalt der Taliban gefallen ist.
Hierbei soll es sich um mobile Geräte, genannt HIIDE, handeln. Möglicherweise sei jedoch nicht nur die Hardware, also die Geräte selbst, in die Hände der Taliban gefallen, sondern damit auch biometrische Datenbanken. Diese könnten auch Identifizierungsmöglichkeiten von solchen Afghaninnen und Afghanen enthalten, die vor dem Umsturz den US-Truppen geholfen haben.
Mit den Geräte können Portraitaufnahmen ebenso wie Irisaufnahmen oder Fingerabdrücke erstellt werden. Auch zusätzliche Daten können auf dem Gerät gespeichert und abgeglichen werden. Darüber hinaus können die Geräte auch auf externe Datenbanken zurückgreifen. Zwar ist im Moment noch unklar, ob gerade für den externen Datenabgleich weiteres Know-how oder zusätzliche Tools benötigt werden, um die Geräte umfänglich nutzen zu können. Allerdings gelten diese Probleme mit Blick auf die Verbindungen auch zu dem pakistanischen Geheimdienst als lösbar. Ergänzt werden diese Daten um diejenigen, die vor der Machtübernahme durch die Taliban, durch die afghanische Regierung selbst erhoben wurden. Neben Daten, die für die Organisation von Wahlen oder die Ausgabe von E-ID-Cards benötigt werden, sind wohl auch Informationen über ethnische Herkünfte der Betroffenen erfasst. Statement
Tim Taschau, Consultant Datenschutz Was in Afghanistan passiert ist, schockiert auf so vielen Ebenen, dass diese Nachricht unter Umständen wirkt, wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Allerdings zeigt diese Nachricht auch, dass Datenbestände nicht einfach verschwinden, wenn die ursprünglich beabsichtigte, wohlmeinende Nutzung nicht mehr umgesetzt wird oder werden kann. Vielmehr wird aus einem solchen Datenbestand dann möglicherweise eine machtvolle Waffe, der sich der Einzelne schutzlos ausgeliefert sieht.
Dabei sollten wir uns erinnern, dass gerade dieser Aspekt keiner ist, den wir beruhigt mit Blick auf räumliche Distanz oder ähnliches beiseiteschieben dürfen. Zwar ist die Bedrohung durch eine Machtübernahme durch Extremisten in Deutschland und Europa insgesamt geringer als in Staaten wie Afghanistan. Die Bedrohung, die für den Einzelnen davon ausgeht, dass große Gesamtdatenbanken alles über uns wissen, ist es jedoch nicht. Hier genügen extremistisch motivierte Hacker, die ganz gezielt solche Datenbanken angreifen und vielleicht irgendwann auch infiltrieren. In diesem Moment können sie bequem riesige Mengen an Informationen über ihre Gegner erlangen. In meinen Augen ist dies kein erbaulicher Gedanke. |